Nachhaltigkeit und ‚made in germany‘ erlebe ich häufig in Verbindung mit Frauen, oft jungen Müttern, die eine Geschäftsidee haben, die sie dann zum erfolgreichen Unternehmen entwickeln. Nicht selten liegt ein Finanzierungsmartyrium hinter ihnen, weil Gründerinnen im Zugang zu Start-Kapital massiv benachteiligt sind. 

Deshalb ist es ein konsequenter Schritt und definitiv die richtige Zeit, für diese Gründerinnen ein Finanzierungsinstrument zu entwickeln, in das verantwortungsbewusste Geldgeberinnen investieren können. So können prototypisch Zukunftslösungen entstehen, von denen alle gemeinwohl-orientierten Unternehmen und potentiellen Financiers profitieren. 

Yvonne Magwas, MdB, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages

Problem

Die Finanzierung von frauengeführten Unternehmen ist immer noch schwieriger als die von männergeführten, insbesondere in der Pre-Seed und Seed-Phase.

Überdurchschnittlich viele Frauen engagieren sich im Bereich der sozialen und solidarischen Ökonomie und mit bewusst nachhaltigen Geschäftsideen, der Anteil der Frauen in diesem Gründungssegment übersteigt bei weitem die Beteiligung von Frauen in der Gründung allgemein oder in den Start-ups. Frauen gelten als Trendsetterinnen einer nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Wirtschaft, die unternehmerische Selbständigkeit mit ökonomischem Erfolg, sozialer Verantwortung und ökologisch bewusstem Umgang mit globalen Ressourcen verbindet. Dabei haben sie häufiger das Ziel, ein Unternehmen nachhaltig aufzubauen und weiterzuführen, dauerhaft gute Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen und planen deshalb seltener den Exit. 

Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass der wirtschaftliche Erfolg nicht das alleinige Ziel der Unternehmen ist. Eine schnelle Skalierung der Geschäftsmodelle ist selten vereinbar mit nachhaltigen Zielen. Deshalb stehen Gründerinnen Finanzierungsinstrumente wie Venture Capital und Business Angels nicht bzw. nur eingeschränkt zur Verfügung, weil diese Instrumente ganz klar auf einen Exit fokussieren. 

Deshalb haben ausgerechnet solche Unternehmensideen, die wirtschaftliche und soziale Innovation bringen, die Schaffung und den Erhalt von guten Arbeitsplätzen und damit einen echten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorteil für die Region bringen, größere Finanzierungsprobleme. 

VorschlagFrauen* finanzieren Frauen

Wir entwickeln ein Finanzierungsangebot für Unternehmerinnen und Gründerinnen, damit sich deren Unternehmen gendergerecht und nachhaltig weiter entwickeln können. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Gründungsphasen, in denen die üblichen Kreditangebote noch nicht greifen, also die Seed- und Pre-Seed-Phase. 

Wir haben bei diesem Projekt frauengeführte Unternehmen im Auge, die einen Kapitalbedarf zwischen 100.000 und 800.000 EUR in der Seed/pre Seed Phase haben und meist als GmbH firmieren. 

Uns schwebt ein Instrument vor, in dem wir eine Struktur entwickeln, in der mehrere Unternehmen gleichzeitig bzw. auch nacheinander finanziert werden können und das in einem zweiten Schritt zeitgemäße Risikoteilungsmodelle mitdenkt. So kann man diesen Finanzierungspool perspektivisch zu einem Finanzprodukt für Anlegerinnen und Anleger weiterentwickeln, die sich an regionalen Mittelstandsunternehmen beteiligen wollen. 

Umsetzung

Wir loten zunächst im Rahmen eines Modellprojekts in Kooperation mit anderen Partnerinnen aus, wie eine Infrastruktur aussehen könnte und welcher rechtlichen Rahmenbedingungen es bedarf, um impact-getriebene Beteiligungen besser unterstützen zu können. 

Zielstellung ist ein Finanzierungspool für impact-getriebene Kleininvestorinnen, die zwischen 5.000 und ca. 10.000 EUR investieren möchten. Das zur Verfügung gestellte Kapital soll in Unternehmen in Frauenhand zur Finanzierung Ihrer Geschäftsideen investiert werden. 

Inspiration / Studie Female Entrepreneurship

Im November 2022 ist nebenstehende Studie der KfW erschienen, die die Notwendigkeit unserer Arbeitsgruppe untermauert. 

„Frauen sind bei Existenz­gründungen in Deutschland mit einem Anteil von durchschnittlich 39 % strukturell unterreprä­sentiert. Eine bessere Mobilisierung von Gründerinnen ist somit ein wichtiges wirtschafts­politisches Handlungsfeld. Denn eine höhere Gründungs­beteiligung von Frauen könnte nicht nur der seit Jahren verhaltenen Gründungs­aktivität insgesamt einen Schub verleihen. Mit einer höheren Diversität bei Gründungen würde auch eine bessere und gerechtere Verteilung von Talenten in der Volkswirtschaft einhergehen.

Doch was unterscheidet Frauen und Männer entlang des Gründungs­prozesses? Mit welchen spezifischen Hemmnissen sehen sich Frauen konfrontiert und wie können die Rahmen­bedingungen für Gründerinnen verbessert werden? Diesen Fragen widmet sich eine Studie von KfW Research zum Female Entrepreneurship in Deutschland.“

Ansprechpartnerin Arbeitskreis ‚Female Funding‘

Andrea ist Sozialwissenschaftlerin und lernte die WeiberWirtschaft durch ihre Dissertation zum Thema Unternehmerinnenzentren kennen. Sie ist seit 2004 ehrenamtliche Vorstandsfrau der WeiberWirtschaft. Auch in ihrem Berufsleben setzt sie sich für die Belange von Gründerinnen ein. Gemeinsam mit Antje Ripking hat sie die Gründerinnenzentrale, die Berliner Erstanlaufstelle für Frauen in der (Vor-)Gründungsphase, aufgebaut, bevor sie in der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen für Grundsatzangelegenheiten der Gleichstellung von Frauen in der Privatwirtschaft zuständig war. Inzwischen arbeitet sie auch hauptamtlich als Senior Expert Female Entrepreneurship im Team der WeiberWirtschaft mit und verantwortet die Projekte der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) KITE und InnoGründerinnen.

Kontakt: andrea.schirmacher@weiberwirtschaft.de

Sie wollen im Arbeitskreis ‚Female Funding‘ mitwirken? Bewerben Sie sich gerne: 

Mit der Anmeldung und Teilnahme willigen Sie in die Datenverarbeitung zur Durchführung der Veranstaltung ein. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung sowie Ihren Rechten finden Sie unter https://youngSTARS.vision/impressum-datenschutz/.

Leadpartner

Eine Handvoll junger feministischer Aktivistinnen ersann die Idee einer unabhängigen Selbsthilfestruktur von Frauen für Frauen bei Gründung und Unternehmensführung. 1989 gründeten sie eine Genossenschaft, die WeiberWirtschaft, und luden all ihre Freundinnen ein mitzumachen. Heute bilden die mehr als 2.000 Genossenschafterinnen ein riesiges Netzwerk von Frauen, die das Ziel eint, Frauen wirtschaftlich stark zu machen! 

Die WeiberWirtschaft eG kaufte 1992 einen Gewerbehof in Berlin-Mitte und baute ihn nach ökologischen Kriterien zu Europas größtem Gründerinnen- und Unternehmerinnenzentrum um. Seither finden gleichzeitig bis zu 70 Gründerinnen, Unternehmerinnen und Frauenorganisationen bezahlbare Gewerberäume auf mehr als 7.000 Quadratmetern Nutzfläche. Die Gründerinnenzentrale bietet Orientierungsberatung, Vernetzung und Mentoring, der WeiberWirtschafts-Mikrokredit hilft bei der Finanzierung. Zur Infrastruktur gehören ein Kindergarten, Tagungsräume, Gastronomiebetriebe und vor allem viele inspirierende Nachbarinnen. 

Als Regionalverantwortliche der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) für Berlin und Mitglied des bga‐Leitungsgremiums ist die WeiberWirtschaft bundesweit und darüber hinaus gut vernetzt und zählen zu den Spezialistinnen für die besonderen Strukturmerkmale und vor allem die Potenziale der Existenzgründungen von Frauen.

2021 hat die WeiberWirtschaft erstmals ein Modell für eine Pool‐Finanzierung von Frauen für ein frauengeführtes Startup entwickelt und umgesetzt.